Theorie

Was ist Drama in Education?

DIE ist eine Unterrichtsform, in welcher die Kunstgattung Theater im Kontext des Schulunterrichtes anhand des behandelten Lernstoffes vermittelt wird.

In dramapädagogischen Lektionen und Unterrichtseinheiten nehmen die SchülerInnen sowohl die Rolle der SchauspielerInnen wie auch die der kritischen ZuschauerInnen ein, indem sie abwechselnd eine Szene oder ein Standbild darstellen und unmittelbar danach die Darstellungen ihrer KlassenkameradInnen kritisch beurteilen und kommentieren; dabei geht es darum,

  • Wahrgenommenes zu verbalisieren (Was sehe ich?)
  • Eine Interpretation des Wahrgenommenen zu formulieren (Was stellt das gezeigte dar?‚ Weshalb haben sich die DarstellerInnen auf bestimmte Positionen und räumliche Verhältnisse innerhalb des gezeigten Bildes/der gezeigten Szene geeinigt?)
  • die Ästhetik des Dargestellten zu beurteilen (mit Einbezug von Körperhaltung, Mimik, räumlicher Vollkommenheit und künstlerischer Harmonie eines gezeigten Bildes/einer gespielten Sequenz)

Dramapädagogische Arbeit im Klassenzimmer besteht demzufolge aus folgenden drei Schritten:

  • Erarbeitung
  • Aufführung
  • Beurteilung

Dramapädagogische Sequenzen werden einzig dem Publikum innerhalb der Klasse/Gruppe gezeigt und zielen nicht darauf ab, wiederholt zu werden oder vor einem aussenstehenden Publikum vorgeführt zu werden.

 

Persönlicher Gewinn durch DIE

Schülerinnen und Schüler

  • dürfen sich aus der sitzenden Position am Schülerpult lösen und sich im Raum bewegen
  • arbeiten in unterschiedlicher Zusammensetzung mit ihren Klassenkameraden zusammen
  • involvieren sich in Entscheidungsprozessen in kleineren und grösseren Gruppen
  • lernen, sich Gehör zu verschaffen, Meinungen anderer Gruppenmitglieder zu respektieren, verschiedene Lösungsmöglichkeiten auszuprobieren und einen Konses zu finden
  • treten aus ihrer persönlichen Komfortzone heraus, indem sie sich im Raum positionieren
  • begeben sich in die Lernzone ein und geniessen dabei den geschützten Raum des dramapädagogischen Settings
  • setzen, Stimme, Körperlichkeit, Gestik und Mimik in einem sinnstiftenden Kontext ein
  • spüren ihre Emotionen und experimentieren mit unterschiedlichen Stimmungen
  • dürfen Fantasie und Kreativität freien Lauf lassen
  • gedankliche und emotionale Verankerung im Hier und Jetzt

Lehrpersonen

  • lösen sich aus der Rolle der/des Frontalunterrichtenden heraus
  • vermitteln Literatur und Sprache durch visuelle, ästhetische Darstellungsmomente
  • fordern die SchülerInnen zu Kreativität und Fantasie auf
  • helfen den SchülerInnen, Fantasie und Kreativität zu kanalisieren, indem sie genaue Rahmenbedingungen schaffen
  • fördern das Auflösen von eingeschliffenen Verhaltensmustern innerhalb der Gruppe
  • fördern und Fordern einzelne SchülerInnen entsprechend ihren individuellen persönlichen Begabungen

Kognitiver Gewinn durch DIE

  • Dramapädagogischer Unterricht fördert SchülerInnen persönlich und emotional. Auf intellektueller Ebene bietet er folgenden Gewinn:
  • Lernen findet über alle Lernkanäle statt: visuell, auditiv, kinästhetisch, kreativ, emotional
  • Gelerntes wird über die Bewegung körperlich verankert
  • Wahrnehmung von Lerninhalten aus unterschiedlichen Perspektiven – intellektuell aber auch ganz wörtlich durch die theatralische Darstellung
  • Lerninhalte finden – zusätzlich zur intellektuellen Auseinandersetzung – Eingang ins Gedächtnis über die Handlungs- und Erfahrungsebene

Dramapädagogik und Auftrittskompetenz

Jede theatralische Darstellung im dramapädagogischen Kontext erfordert Klarheit bezüglich

  • Selbstwahrnehmung
  • Wahrnehmung der Gruppe und der eigenen Position in der Gruppe
  • Stimme
  • Non-verbale Kommunikationsmittel
  • Verbundenheit mit den MitspielerInnen
  • Verbundenheit mit dem Publikum durch Blickkontakt und emotionale Präsenz

All diese Faktoren sind Grundlage für erfolgreiches Auftreten vor Publikum, sowohl im theatralischen wie im nichttheatralischen Kontext, anlässlich von

  • Vorträgen
  • Äusserung von Voten innerhalb der Klasse oder in grösseren Gremien (z.B. SO-VertreterInnen in der Lehrerkonferenz, in privaten Vereinen etc.)
  • Bewerbungsgesprächen

 

Basierend auf Hornbrook, David (1998). Education and Dramatic Art, 2nd Ed. London and New York: Routledge.